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LEON - DER PROFI DIRECTOR'S CUT
LEON
Mit der
Präsentation sogenannter Director's Cuts hat sich die Verleihbranche in
letzter Zeit eine neue Einnahmequelle erschlossen. Mit dem Versprechen,
nun endlich die authentische Fassung des vorher (von wem auch immer)
verstümmelten Films zu sehen, kassiert man beim selben Publikum gleich
zweimal ab. Bei der restaurierten Fassung von "Lawrence von Arabien"
ergab dies noch einen Sinn, offenbarten die damals schamhaft
herausgeschnittenen Szenen nun deutlich die homosexuellen Neigungen der
Titelfigur und machten somit manche seiner Handlungsweisen plausibel.
Bei der noch in Sekunden zu zählenden "Verlängerung" von "Blade Runner"
wurde die Methode allerdings schon fragwürdig, und auch der nun - schon
ein Jahr nach dem Start - knapp 25minütige "Nachschlag" zu "Léon"
bringt keine neuen Erkenntnisse ber ursprünglich einmal anders
gedachte Absichten des Regisseurs. Neben einigen für die Geschichte und
das Verständis eher unerheblichen "Füllszenen" beschert diese
"Director's Cut"-Fassung dem Zuschauer eine lange Sequenz, in der Léon
seine kindliche Partnerin zur Killerin ausbildet. Diese "Lehrzeit" war
in der ursprünglichen Version nur angedeutet worden, offensichtlich, um
dem Film in Frankreich die Jugendfreigabe zu ermöglichen. Zur
Vertiefung der Charaktere der beiden Hauptpersonen und ihrer Beziehung
trägt diese Erweiterung allerdings nicht bei. Im Gegenteil, sie nimmt
der Geschichte letztlich das "Geheimnis": War man vor einem Jahr noch
im Zweifel darüber, ob sich zwischem dem ungleichen Paar nicht doch
eine verbotene sexuelle Beziehung abgespielt hatte, was dem Film neben
seiner Action-Ebene auch eine innere Spannung verliehen hatte, so wird
man jetzt mit der eher nüchternen "beruflichen" Sicht konfrontiert, die
zudem noch etwas Auml;ußerst Fragwürdiges hat. Kinder zu Killern
auszubilden und die Methoden auch noch genüßlich (und mit zynischem
Humor) vorzuführen, ist eine inszenatorische Entgleisung, deren
Entfernung den Film damals "verbessert" hatte. Wenn man nun für die
"schlechtere" Version nochmals zur Kasse gebeten wird, dann kann man
dies eigentlich nur als Beutelschneiderei bezeichnen. Rolf-Ruediger
Hamacher
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