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Prillecken
Omas Rezept für "Nonnenpfürzchen"
Im Familiensprachgebrauch heißt dieses Gebäck "Prelleken" (auf
Göttinger Platt) oder "Nonnenpfürzchen". Dieses Rezept für
Schmalzgebackenes konnte ich unter großen Mühen meiner Mutter
entlocken. Schon meine Großmutter hat es zu Festlichkeiten gebacken,
keine aufwendige Sahnetorte konnte jemals mit Prillecken konkurieren.
Ein besonderer Reiz liegt in den skurilen Formen, die beim Backen
entstehen, so daß wir uns an der Kaffeetafel die verschiedensten
"Tiere" zeigen: von der "Maus" bis zum "Dinosaurier" sind alle Formen
vertreten.
Wir backen es traditionell jedes Jahr im Winter zu meinem Geburtstag
- das "wir" ist dabei wörtlich zu nehmen, der Vorgang hat was von
einem gruppendynamischen Happening: Mama steht am mit heißen Fett
gefüllten Topf und sorgt für den rechten Bräunegrad, mein Gemahl läßt
mit spielerischer Eleganz die Teigklümpchen ins Fett gleiten, Papa
bestäubt sorgsam die gebackenen Nonnenpfürzchen mit Puderzucker und
ich übernehme die schwierige Aufgabe des Kostens. (Anschließend gehen
wir duschen und wechseln die Kleidung!)
Wichtiger Sicherheitshinweis vor dem Ausprobieren: es sorgt für
Bodennebel in der Küche, für gute Lüftung sollte gesorgt sein. Am
leckersten sind die kleinen Kugeln, wenn sie ganz frisch und noch warm
sind, dafür sorgen sie dann auch am ehesten für Magengrimmen ...
Zutaten: (für 1 Kuchenteller voll Prillecken)
4 Eier
gut 1 Tasse Zucker
3/4 Päckchen Backpulver
200 g Schmand (Mama schwört auf den von Hansano)
knapp 500 g Mehl
1 guter Schuß Rum
1 kg Frittierfett (z. B. Palmin)
2 Teelöffel
1 Schaumkelle
einige Teller
etwas Puderzucker zum Bestreuen der abgekühlten Prillecken
Zubereitungszeit: 60 Minuten
Jeder anständige Backbuch-Autor wird in Ohnmacht fallen, wenn er
meine Mutter den Teig zubereiten sehen würde ... die Anweisung
"gut 1 Tasse Zucker" stammt von meiner Mutter und sie handhabt es
genau so - nach Auge. Man sehe schon, wann der Teig gut ist, er
dürfe eben nur nicht zu flüssig und nicht zu zäh sein. Na denn,
Glück auf!
Die Zutaten werfe man in einen Topf und verrühre sie gut mit dem
Handrührgerät. Der Rum sorgt nicht nur für ein feines Aroma,
sondern bewirkt auch, daß beim Ausbacken nicht allzuviel Fett in
den Teig einzieht.
Als nächstes setze man das Frittierfett in einem hohen Topf auf den
Herd und lasse es heiß werden. Es ist heiß genug, wenn kleine
Bläschen an einen Holzlöffel hochsteigen, den man ins Fett hält.
Die Testphase
Dann regele man die Temperatur auf mittlere Hitze herunter und
gebe den ersten Testkloß ins Fett: Dazu steche man mit einem
Teelöffel etwas Teig ab und schiebe ihn mit einem zweiten
Teelöffel ins heiße Fett. Der Teig sollte sich im Fett schnell zu
einer Kugel zusammenrollen, von der einige Zacken abstehen dürfen.
Ist der Teig auf der Unterseite schön braun, schubse man die Kugel
mit einem Teelöffel an, auf daß sie sich umdrehe und lasse sie
auch von der anderen Seite braun werden. Mit einer Schaumkelle
hebe man den fertigen Testkloß heraus und koste ihn.
Der Test kann folgendermaßen verlaufen:
Der Testkloß schmeckt wunderbar:
Nichts ändern, weiterbacken!
Der Testkloß ist auseinandergelaufen und hat keine Kugel
gebildet:
Etwas mehr Mehl unter den Teig rühren, einen zweiten
Testkloß backen.
Der Testkloß ist außen verbrannt und innen noch roh:
Das Fett ist zu heiß, also die Hitze weiter verringern
und dann weiterbacken.
Der Testkloß schmeckt dolle fettig:
Entweder ist zu wenig Rum am Teig oder das Fett war
noch nicht heiß genug.
Ist die Testphase zur Zufriedenheit abgeschlossen, ist hoffentlich
noch genug Teig übrig, um in die Produktionsphase
einzusteigen:
Man gebe nach und nach unter Zuhilfenahme von den beiden
Teelöffeln den Teig in das Fett. Dabei dürfen nicht zuviele
Prillecken gleichzeitig im Fett schwimmen, da es sonst zu stark
abkühlt und die Prillecken dann nicht gelingen.
Die fertigen Prillecken werden mit der Schaumkelle auf einen
flachen Teller zum Abkühlen gelegt. Dabei sollten sie nicht
übereinander liegen, weil sie sonst nicht knusprig bleiben. Wenn
sie leicht abgekühlt sind, bestäube man sie mit Puderzucker.
Achtung: Puderzucker "schmilzt", wenn das Gebäck noch zu warm ist!
Da die Herstellung doch recht aufwendig ist, macht meine Mutter
meistens gleich eine doppelte Portion Teig. Die Prillecken schmecken
so gut, da bleibt trotzdem selten etwas übrig ...
© 1999, Christine Müller
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