b a c k e n
Göttinger Schmandkuchen
Eine Kindheitserinnerung
Als ich Kind war, buken meine Mutter und meine Großmutter häufig
blechweise Schmandkuchen. Auf Göttinger Platt hieß er
"Schmandkauken". Es gab regelmäßig Schmandkuchen mit Rosinen,
Sauerkirschen oder Stachelbeeren. Ich habe meine Mutter jahrelang
nach dem Rezept gefragt und erhielt meist die Auskunft, das sei "ganz
einfach, Du machst einen Hefeteig, kochst Grießbrei und streichst
Schmandsoße drüber. Und dann Obst, das weißt Du ja." Gut, ich wusste
es natürlich nicht so richtig, denn auch wenn ich jahrelang regelmäßig
zugeguckt hatte, wie meine Mutter den Kuchen buk, waren mir die Mengen
im Detail nicht vertraut. Nur den guten Geruch nach Hefeteig und
frischem Kuchen hatte ich genau in Erinnerung.
Und tatächlich habe ich selbst den Kuchen erst zu meinem
40. Geburtstag das erste Mal selbst gebacken. Am Telefon habe ich
meiner Mutter genauere Angaben abgenötigt und da mir der Kuchen
genauso gelungen war, "wie er gehört", muss ich jetzt mit
missionarischem Eifer dieses alte Rezept verbreiten. Es stirbt
nämlich aus ... Bis vor einigen Jahren gab es in der Göttinger Gegend
noch einige Bäcker auf den Dörfern, die diesen leckeren, nahrhaften
Blechkuchen anboten. Zu größeren Familienfeiern holten wir dann ein
paar Bleche dort ab. Doch vor ein paar Jahren starb auch der letzte
uns bekannte Bäcker, so dass meine Idee, den Kuchen zu meinem
Geburtstagsfest aus Göttingen importieren zu lassen, nicht aufging.
Was blieb mir anderes übrig, als selbst zu backen!
Noch ein Hinweis: Ich verzichte bei Hefeteig meist auf das Gehenlassen
eines Vorteiges - Hefeteig gelang mir bisher immer. Die Zubereitung
des Vorteiges ist ein Test, ob die Hefe in Ordnung ist. Wer sich
nicht sicher ist oder auf Nummer Sicher gehen will, verrühre die Hefe
mit etwas Mehl und der lauwarmen Milch, lasse den Vorteig an einem
warmen Ort gehen und schaue nach 15 Minuten, ob er brav Blasen
gebildet hat. Dann geht es wie im Rezept weiter. Hefeteig mag es
gern warm und zugfrei.
Zutaten: (für 1 Backblech)
für den Teig:
500 g Mehl
40 g Hefe
80 g Zucker
80 g Butter
1/4 l lauwarme Milch
1 Ei
1 Prise Salz
für den Grießbrei:
1 l Milch
2 - 3 EL Zucker (nach Geschmack)
1 Prise Salz
125 g Weichweizengrieß
für den Belag:
wahlweise 200 g Rosinen
oder 1 Glas Sauerkirschen (Schattenmorellen)
oder 1 Glas Stachelbeeren
Ich backe oft eine Hälfte des Bleches mit Rosinen, die andere
mit Stachelbeeren. So hat man auf einen Schlag zwei Sorten
Kuchen.
250 ml Schmand
1 EL Zucker
1 Prise Salz
2 Eigelb
2 Eiweiß
Zubereitungszeit: ca. 60 Minuten (plus Backzeit: ca. 30 Minuten)
Der Hefeteig benötigt Zeit zum Gehen,
also fange man mit ihm an. In eine große Teigschüssel gebe man
500 g Mehl, drücke in die Mitte des Mehls eine Vertiefung und
bröckele die Hefe hinein. Dann streue man die 80g Zucker
darüber.
In einem kleinen Topf schmelze man vorsichtig bei milder Hitze die
80 g Butter, nehme den Topf dann von der Herdplatte und gebe den
1/4 l Milch dazu. Dadurch wird die Butter wieder etwas abgekühlt
und die Milch lauwarm und beides erschreckt die empfindliche Hefe
nicht, wenn man Butter und Milch nun über die Hefe zu dem Mehl
gibt. Dann gebe man ein Ei und 1 Prise Salz dazu, rühre mit einem
Löffel gut um und anschließend knete man den Hefeteig gut durch.
Bei mir ist der Teig vor dem Gehen oft noch sehr matschig und
lässt sich schlecht kneten, weil er stark an den Händen klebt. In
dem Fall warte ich mit dem Durchkneten bis nach dem gehen. In
jedem Fall decke ich die Teigschüssel mit einem sauberen
Geschirrtuch ab und stelle sie an einen warmen Ort, z. B. in den
Ofen, den ich vorher einige Minuten auf 50°C aufheizen lasse
und dann nur die Lampe anlasse. Besser ist noch ein Platz am
Heizkörper oder im warmen Wintergarten, weil man dann den Ofen
schon auf die Backtemperatur vorheizen kann. Da ich einen
Heißluftherd habe, ist das vorheizen bei mir aber nicht so
kritisch.
Dem Hefeteig jetzt 45 Minuten lassen.
In der Zwischenzeit kocht man den
Grießbrei. Dazu bringt man 1 l Milch mit 2 - 3 EL Zucker und 1
Prise Salz zum Kochen. Wenn die Milch kocht, nimmt man den Topf
von Herd. Beim Einrühren des Weichweizengrießes muss man kräftig
mit dem Schneebesen rühren, sonst entstehen Klümpchen! Also:
Rühren und ganz langsam den Weichweizengrieß in die Milch rieseln
lassen. Dann das Ganze auf der Herdplatte bei niedriger Temperatur
noch 15 Minuten quellen lassen. Ab und zu umrühren, damit sich
keine Haut bildet.
Nun kann man schon das Backblech mit
etwas Butter einfetten und das Obst der Wahl vorbereiten - also
entweder die Rosinen waschen und abtrocknen oder die
Saucherkirschen bzw. Stachelbeeren in einem Sieb abtropfen lassen.
Nun bereitet man noch schnell die Schmanddecke zu, sonst wäre der
Kuchen ja nicht zu seinen Namen gekommen. In einer Schale den
Schmand mit 2 Eigelb, 1 EL Zucker und 1 Prise Salz verrühren.
In einem Rührbecher die beiden Eiweiße steif schlagen und dann
vorsichtig mit einem Schneebesen unter die Schmandmasse heben.
Mittlerweile sollte der Hefeteig fertig
gegangen sein. Raus mit ihm aus dem Ofen und den Ofen hurtig
vorheizen auf 200°C. Dann knete man den Hefeteig gut durch,
rolle den Hefeteig auf die Größe des Backbleches aus und das
Backblech damit belgen.
Den Teig Mit einer Gabel mehrfach einstechen, dann die Hälfte des
Grießbreis auf dem Teig verteilen. Den Belag (Rosinen /
Saucherkirschen / Stachelbeeren) gleichmäßig darauf verteilen und
den restlichen Grießbrei darüber streichen - die zweite Schicht
Grießbrei ist etwas schwieriger zu verteilen, aber mit einem
großen Messer und etwas Geduld klappt das.
Die Schmandmasse dann auf dem Backblech über den Grießbrei
streichen und in den vorgeheizten Ofen auf die zweite Schiene von
unten schieben. Nach ca. 30 Minuten Backzeit ist der Kuchen auf
der Oberseite goldbraun gebacken. Ich stelle dann den Ofen ab und
lasse den Kuchen langsam darin abkühlen.
Das Rezept lässt sich problemlos auch für größere Mengen, z. B. auf
doppelte Menge für 2 Backbleche, erweitern. Der Kuchen eignet sich
gut zum Einfrieren, ggf. backt man ihn nach dem Auftauen nochmal kurz
5 - 10 Minuten im Ofen auf.
© 2007, Christine Müller
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